Roßbach/Wied

St. Michael-Kirche

Kurzbeschreibung

Die Kapelle wurde 1578 erstmals erwähnt, ab 1802 finden hier regelmäßig Messen statt.

Detailbeschreibung

Wenn auch bereits 1307 den Deutschherren in einem Güteraustausch ein Hofgut in Roßbach übertragen wurde, so wird eine „Cabell“ daselbst erstmalig im Jahre 1578 erwähnt. Ausgelöst durch die Säkularisation wird ab 1802 in Rossbach regelmäßig an Sonntagen die hl. Messe gefeiert. Über die Zahlung der daraus entstandenen Kosten beispielsweise für die Frühmesse, kirchliche Bedürfnisse und Paramente, Morgen- und Mittagläuten, Küstersalär und dergleichen erwuchsen Zwistigkeiten zwischen den Dörfern Reifert und Roßbach, zumal noch Pflichtabgaben für die Kreuzkapelle, andere Kirchen sowie die üblichen Naturalabgaben für Geistliche und Lehrer von der Hunschaft in gewohnter Weise zu erbringen waren. Trotz allseits gutem Willen konnten die laufenden Kosten nur unter großen Opfern beigebracht werden. Wiederholt waren die im Kirchendienst Tätigen gezwungen, neue Bedingungen auszuhandeln oder Rückstände anzumahnen. So mahnte der an sich bescheidene Lehrer Andries, der seit Michaelis 1844 das „neue Orgelchen“ spielte, im Juni 1851 sein ihm versprochenes Gehalt an. Er habe, abgesehen von einem Klingelbeutelgeld von 7 rheinischen Talern, noch keinerlei Zahlung erhalten. – Nach dem Verzicht auf die alten Rückstände bewilligte man ihm im Dezember 1851 für seine Dienste ein Jahressalär von 6 Talern. Längst war die Kapelle zu klein geworden, zudem befand sie sich in einem äußerst schlechten baulichen Zustand. 1837 wurde entschieden, einen Anbau durchzuführen. Die Finanzierung machte große Schwierigkeiten. Im Gemeindeetat 1837/38 waren für den Anbau 26 Reichstaler vorgesehen; dabei lauteten die Kosten auf 328 Taler. Da war es schon ein Lichtblick, dass Anton Brücken aus Roßbach 100 Taler stiftete. Aus dem Erlös eines Sonderhiebes in den Gemeindewaldungen kamen weitere 100 Taler dazu. – Dennoch blieb der Anbau ein Notbehelf. Eine Instandsetzung wurde verworfen, weil der Zustand des schlechten Baumaterials an der alten Kapelle es als nicht tunlich erscheinen ließ, für das Bauwerk weitere Mittel auszugeben. Seit 1858 wurde ernsthaft die Verwirklichung eines Neubaues mit einem Kostenvoranschlag von 4.000 Talern erwogen. Aber bei der finanziellen Notlage war das mit allerlei Hindernissen und Widerwärtigkeiten verbunden. Durch den Verkauf von Gemeindeland, einschließlich einer ca. 30 Morgen großen Fichtenkultur, wollte man einen disponiblen Fonds für den Neubau schaffen und einen Teil des benötigten Geldes ansparen; dies wurde jedoch vom königlichen Landrat Runkel in Heddesdorf verworfen. Nach einem Bericht von Pfarrer Gomm schaltete sich Bischof Arnoldi in den Streit mit einer Eingabe an die königliche Regierung in Koblenz ein. Er schlug vor, „hier eine Ausnahme von jener Regel zu machen, besonders da sonst die Gemeinde nicht imstande wäre, die Baukosten beizubringen“. Ferner wies er darauf hin, dass die Einstellung des Gottesdienstes in Roßbach von großem Nachteil sein würde und „das kirchliche Leben würde ganz entfremdet werden und der in der großen Pfarrei so nötige Kaplan würde abberufen werden müssen“. Mit Eifer und Nachdruck blieb die Gemeinde bemüht, die notwendigen Mittel für den Kapellenneubau aufzubringen. Teilflächen ihres Eigentums in den Gemarkungen „Hütung“, „Auf dem langen Platz“ und “Im Heckelchen“, insgesamt 24 Morgen, wurden für ca. 800 Taler verkauft. Waldflächen „Im Hohn“, „Am Häubchen“ und „In der Kunst“ sollten in Ackerflächen umgewandelt und auf 12 Jahre verpachtet werden. Unter Vorsitz von Bürgermeister Hasbach bestätigten die Schöffen diese Entscheidungen. Nachdem ein erster Plan für den Neubau von der königlichen Regierung verworfen wurde, sollte nach dem Entwurf des Baumeisters Watterlohn aus Neuwied die neue Kapelle 27 ½ Fuß lang, 24 Fuß breit und einschließlich der Emporebühne etwa 1.500 Quadrat-Fuß groß werden und ungefähr 450 Personen aufnehmen können. Über die Frage, an welchem Standort die neue Kapelle erbaut werden sollte, gab es 1862 Streit im Rat. Einige Mitglieder stimmten für die Beibehaltung des alten Platzes, andere wollten die Kapelle im Distrikt „Driesch“ errichtet sehen. Ratsmitglied Wagner aus Reifert protestierte nachdrücklich gegen den 2. Vorschlag, weil dies keine Sache der Gemeinde allein, sondern ein Interesse der Einwohner von Roßbach wäre. Letztlich einigte man sich auf den bisherigen Standort, wobei noch Flächen zugekauft wurden. Bürgermeister König stand auf Seiten der Roßbacher, indem er sich darum bemühte, die Angelegenheit zu beschleunigen. Dafür musste er manchen Tadel des königlichen Landrates Runkel aus Heddesdorf, der dem Vorhaben wohl nicht gut gesonnen war, einstecken. Doch die Gemeinde blieb hartnäckig und Bürgermeister König unterstützte sie dabei. Im Mai 1862 wurde die alte Kapelle wegen Baufälligkeit und Einsturzgefahr abgerissen. Der Landrat untersagte die Arbeiten am Neubau, weil ein Staatszuschuss und die beantragte Hauskollekte im Regierungsbezirk Koblenz noch nicht genehmigt wären; zudem wären nur etwa 900 Taler disponibel und die Erwirkung der übrigen Mittel aber höchst zweifelhaft. Aber die Roßbacher ließen sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Aus einem Ratsbericht kann man folgendes entnehmen: „Der Weg nach Waldbreitbach, zur Pfarrkirche, eine Stunde entfernt, ist für alte Leute und Kinder wohl nicht zumutbar. Zudem werden die Leute zu Ausgaben im Wirtshause in Waldbreitbach verleitet, respektive genötigt, wovon man schließlich eine Kapelle hätte bauen können.“ Die Zeit verrann weiter. 1863 genehmigte der Bischof von Trier eine katholische Hauskollekte im Regierungsbezirk Koblenz, die 1864 mit insgesamt 1.337 Talern abgerechnet wurde. Endlich, nachdem die Finanzierung durch Darlehensaufnahmen, Stiftungen, die Kirchenkollekte in Roßbach und durch die Leistung von Hand- und Spanndiensten Roßbacher Bürger gesichert war, konnten die Aufträge zur Freude der Roßbacher Bürger vergeben werden. Über die Fertigstellung wird im Jahre 1866 berichtet, dass die Gesamtkosten sich, außer der von der Gemeinde geleisteten Fronarbeiten, auf 4.500 Taler beliefen. 1867 war die Bauschuld bis auf 1.300 Taler beglichen. Jedenfalls freuten sich die 470 Roßbacher Einwohner über ihr neu erbautes Gotteshaus, das – wie bisher – dem hl. Michael geweiht wurde. In den letzten Wochen des 2. Weltkrieges, im Frühjahr 1945, wurde die Kapelle schwer beschädigt. Nur die Außenmauern waren noch vorhanden. Pfingsten 1946, nachdem das ursprüngliche Gotteshaus wieder in etwa hergerichtet war, wurde das Allerheiligste in einer feierlichen Prozession aus der Notkirche im Gasthaus Knopp in die Dorfkirche überführt. Weitere Instandsetzungen wurden 1957 abgeschlossen. Dach und Türmchen wurde vollkommen erneuert, drei Gussstahlglocken fanden ihren Platz im neuen Turm. Die Pfarrei stiftete das neue Chorfenster mit dem Motiv des hl. Michael, 1958 wurde eine neue Orgel angeschafft.Die Kapelle wurde 1578 erstmals erwähnt, ab 1802 finden hier regelmäßig Messen statt.

Kontakt und Anfahrt

Breitscheider Straße
53547 Roßbach/Wied